Adventskranz

„Multi-kulti“ Adventszeit in Mosambik

Unsere „multi-kulti“ Adventszeit in Mosambik

Die Adventszeit und Weihnachten sind für mich die schönsten Wochen des Jahres. Meine Traditionen helfen mir, den Kern des Festes nicht aus den Augen zu verlieren: die Geburt Jesu und die Hoffnung, die damit verbunden ist. Aufgewachsen als Missionarskind in Kanada und Brasilien und später durch meinen deutschen Mann auch in deutsche Bräuche hineingewachsen, darf ich nun in Mosambik ein ganz eigenes, buntes Weihnachtsfest für uns und unsere zwei kleinen Töchter gestalten.

Vier Traditionen gehören für mich unbedingt dazu – jede mit ihrem ganz eigenen Flair:
Adventskalender (Mosambik), Adventskranz (Deutschland), Geburtstagskuchen (Kanada/unsere Familiengeschichte) und Festessen (Brasilien).

Weihnachtsbaum in Mosambik

Adventskalender – mit mosambikanischer Note

Eigentlich ist der Adventskalender nicht mosambikanisch, sondern typisch deutsch. In Mosambik selbst wird Weihnachten kaum gefeiert, sondern stattdessen der „Tag der Familie“. Es gibt festliches Essen, aber kaum Bezug zur Geburt Jesu. Selbst unsere Gemeinde feiert nicht – manche erklären, Weihnachten stamme aus dem europäischen Mittelalter und sei nicht wirklich christlich.

Trotzdem wollte ich etwas Mosambikanisches hineinnehmen und habe daher Adventskalender-Säckchen aus lokalem Stoff genäht – einmal für Anna (4) und auch für Emilia (1). Damit der eigentliche Sinn von Weihnachten sichtbar bleibt, finden die Mädchen abwechselnd kleine Holz-Bilder darin: Symbole des Jesse Tree*, die wir an unseren Weihnachtsbaum hängen. Dazu lesen wir jeden Tag eine passende Bibelgeschichte – von 1. Mose bis zum Lukasevangelium. So sehen wir gemeinsam, wie die ganze Bibel auf die Geburt Jesu hinführt, und lernen das Warten der Adventszeit auf eine wunderschöne Weise neu kennen.

Mama und Tochter backen
Dekorierter Weihnachtsbaum

Adventskranz – eine deutsche Entdeckung

Den Adventskranz habe ich erst als Erwachsene in Deutschland kennengelernt – und sofort lieben gelernt. Diese Tradition macht das Warten so greifbar und sichtbar. Kerzen gibt es hier zwar zu kaufen, sind aber teuer, deshalb verwende ich sie jedes Jahr wieder. Tannenzweige sind in Mosambik eine Rarität, doch zu meiner Freude gibt es in unserer Nähe einige Tannenbäume, die einst ein Portugiese gepflanzt hat. Von ihnen nehme ich ein paar getrocknete Zweige für die Deko – ein kleines Stück Europa in Afrika.

Tannenart in Mosambik
Geburtstagskuchen in Afrika

Ein Geburtstagskuchen für Jesus – die kanadische Tradition meiner Familie

Meine Mutter ist Kanadierin, und meine Großmutter hat jedes Jahr einen Geburtstagskuchen für Jesus gebacken. Ich kenne niemanden, der das sonst noch macht, aber ich finde die Tradition wertvoll und mache sie mit meinen Kindern auch. 

Am 25. Dezember gibt es bei uns Carrot Cake mit Cheesecake-Frosting. Eine einzige Kerze steht darauf – als Symbol für die Ewigkeit. Wir singen „Happy Birthday, Jesus“. Als Kind habe ich immer gewartet, ob Jesus die Kerze ausbläst. Es ist nie passiert – aber das Wesentliche ist geblieben: Weihnachten ist Jesu Geburtstag.

Festessen – brasilianischer Geschmack in Mosambik

In Brasilien gibt es zu vielen Gelegenheiten Churrasco – und natürlich auch an Heiligabend. So halten wir es hier in Mosambik ebenfalls: gutes Fleisch, dazu etwas Reis, Bohnen und eine frische Vinaigrette aus Tomaten, Petersilie und Essig.
Und am nächsten Tag wird aus dem übrig gebliebenen Fleisch eine Feijoada gekocht – ein herzhafter Bohneneintopf. Für Jesu Geburtstag darf gutes Essen einfach nicht fehlen.

Churrasco

Feiere ich Weihnachten, weil es Tradition ist – oder weil ich Jesu Geburt und Wiederkunft feiern und erwarten möchte?
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Ich hoffe das Letztere.
 Und ich wünsche mir, dass all diese Bräuche – so unterschiedlich sie auch sind – mir und meiner Familie helfen, den Blick auf das Wesentliche gerichtet zu halten.

* Der Jesse Tree („Wurzelspross Jesse“) ist eine christliche Adventstradition. Er zeigt mit kleinen Symbolen und kurzen Bibelgeschichten den Weg durch die Heilsgeschichte – von der Schöpfung bis zur Geburt Jesu. Der Name geht auf Jesaja 11,1 zurück, wo der Messias als „Spross aus dem Stamm Jesses“ angekündigt wird. Familien hängen während der Adventszeit täglich ein Symbol an den Baum und entdecken so gemeinsam, wie die ganze Bibel auf Weihnachten hinführt.

Autorin

Stéphanie Zaiser und ihre Familie leben seit zwei Jahren in Mosambik. Wenn die Erziehung der Kinder es zulässt, möchte sie sich im Bereich Alphabetisierung engagieren. Ihr Mann unterstützt Übersetzungsprojekte als exegetischer Berater.