Text vorlesen lassen
Wycliff setzt sich dafür ein, dass Menschen aus unbeachteten Volksgruppen eine geeignete Schrift für ihre Sprache entwickeln, eine theologisch und sprachwissenschaftlich fundierte Bibelübersetzung bekommen und Schulunterricht in ihrer Muttersprache besuchen können.
Wir wollen, dass Menschen Gott kennenlernen und dadurch positive Veränderungen erfahren.
Ein großer Schatz
Vor mehreren Jahren waren wir zuletzt im Bergdorf. Damals hatten wir ein neues Alphabet für die Sprache entwickelt und ein erstes Buch mit traditionellen Volksmärchen herausgebracht. Wir waren gespannt, ob die Menschen das Alphabet wohl nutzten und das Buch lasen.Â
Bei unserer Ankunft begrüßte uns die achtjährige Tochter unserer Gastgeber mit ihrem Exemplar des Buches in der Hand. Ihre Augen strahlten vor Aufregung, als sie fließend vorlas. Das Buch war ihr größter Schatz.Â
Noch beeindruckender war, dass die Kinder begannen, mit dem neuen Alphabet zu schreiben. Ich verbrachte viele Stunden mit ihnen, teilte meine Stifte und Papier, während sie darum wetteiferten, wer die beste Geschichte schreiben konnte.Â
Wir reisten auch in andere Dörfer, um weitere Geschichten für Bücher zu sammeln. Die Menschen stellten uns als „diejenigen, die das Buch brachten“ vor und führten uns zu den alten Geschichtenerzählern.
Während unserer Reise sammelten wir genug Audioaufnahmen für mehrere neue Bücher: eine Sammlung von Volksmärchen, ein Buch mit Gedichten und Liedern sowie ein Buch mit Legenden und Mythen. Diese Literaturgattungen waren im Aussterben begriffen, aber jetzt gibt es ein neues Interesse, die Geschichten zu bewahren.
Wir wollen, dass Menschen Gott kennenlernen und dadurch positive Veränderungen erfahren.
Mitarbeiterin unserer Partnerorganisation SIL
Kirche unterm Baum
Jeden Sonntag versammelte Tjandowoletha Mwiinkolwa sich mit den Kindern ihres Dorfes unter einem Baum. Gemeinsam sangen und beteten sie. Gerne hätte Tjandowoletha ihnen auch aus der Bibel vorgelesen, aber sie konnte nicht lesen. Als in ihrer Nähe eine Leseklasse eröffnet wurde, nahm sie Teil und schloss den Kurs erfolgreich ab. Zum Abschied sagte sie: „Ich wollte schon immer wissen, wie man meine Bibel liest. Jetzt kann ich endlich damit anfangen.“
Von nun an sang und betete sie nicht nur jeden Sonntag mit den Kindern, sondern las ihnen auch aus der Bibel vor. Bald darauf begannen auch die erwachsenen Dorfbewohner, die Kirche unter dem Baum zu besuchen. Sie waren fasziniert davon, Gottes Wort in ihrer Sprache zu hören.
Raily Tjiposa, Okondaunwe (Namibia)
Vom Drogenhändler zum Gemeindegründer
Drogenhandel hatte Payam* ins Gefängnis gebracht, wo er nun seine Haftstrafe verbüßte.
Eines Tages besuchten ein paar einheimische Christen das Gefängnis. Obwohl er, wie die meisten Menschen in seinem Land in Zentralasien, aus einer muslimischen Familie stammte, betrachtete sich Payam als nicht religiös, „ein Niemand in den Augen Gottes“. Aber er fühlte sich von dem, was diese Leute zu sagen hatten, angezogen.
Die Besucher gaben ihm eine Bibel in russischer Sprache, die er eifrig las. Er spürte, dass es die Wahrheit war und nahm das Buch mit in die Moschee des Gefängnisses. „Seht her“, sagte er zu den Leitern der Moschee. „Das ist die Wahrheit.“
Seine Entdeckung war jedoch nicht willkommen. „Du bist ein Verräter“, sagten die Imame zu ihm. „Dieses Buch ist für Russen, nicht für Muslime. Es ist ja sogar in russischer Sprache geschrieben!“ Payam fragte sich, ob es die Bibel wohl auch in der Sprache seines Landes gäbe und tatsächlich, er fand ein Exemplar in dieser Sprache. Mit diesem Buch ging er zurück in die Moschee. Er las den Leitern der Moschee daraus vor, zuerst auf Russisch und dann in der Landessprache. „In unserer Sprache steht das Gleiche wie im Russischen“, rief er aus. „Das ist kein Buch nur für Russen; das ist auch unser Buch. Hier geht es nicht um einen russischen Gott; er ist auch unser Gott!“
Payam teilte seine Entdeckung mit anderen im Gefängnis, auch mit den Häftlingen, die zum Tode verurteilt waren, und sogar mit den Spitzeln der Geheimpolizei.Â
Heute sind Payams Tage im Gefängnis längst vorbei, aber er erzählt immer noch von Christus. Er leitet eine winzige Hausgemeinde, die sich unter einem Baum in seinem Hof trifft (siehe Foto).
Payam wurde vom Drogenhändler zum Gemeindegründer. Die Bibel in seiner Sprache hatte einen großen Anteil daran.
Von nun an sang und betete sie nicht nur jeden Sonntag mit den Kindern, sondern las ihnen auch aus der Bibel vor. Bald darauf begannen auch die erwachsenen Dorfbewohner, die Kirche unter dem Baum zu besuchen. Sie waren fasziniert davon, Gottes Wort in ihrer Sprache zu hören.