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Im Herbst 2024 übergibt Susanne Krüger die Leitung von Wycliff Deutschland an Steve Impey. Ramona Eibach hat mit beiden über die vergangenen und bevorstehenden Veränderungen gesprochen.
Was bedeutet Veränderung grundsätzlich für euch?Â
Steve: Für mich bedeutet es meistens etwas Positives. Ich finde, Veränderungen eröffnen Möglichkeiten und bieten eine frische Perspektive auf die Dinge.
Susanne: Bei mir ist das anders. Als eher stetiger Typ gibt mir Routine Sicherheit. Veränderung fühlt sich für mich öfter etwas bedrohlich an. Aber es gibt natürlich auch viele schöne Veränderungen, die positive Emotionen freisetzen.Â
Wann ist Veränderung positiv oder negativ? Wovon hängt das für euch ab?
Susanne: Aus dem Bauch heraus würde ich sagen: Je mehr Kontrolle ich darüber habe, desto positiver empfinde ich die Veränderung. Es wird schwierig, wenn ich das Gefühl habe, überfordert zu sein oder wenn die Veränderung zu groß erscheint. Dann kann sie trotzdem gut und richtig sein, aber sie wird anstrengender.Â
Steve: Damit eine Veränderung positiv ist, hilft es mir den Sinn und das Ziel dahinter zu verstehen.Â
Und wie bereitet ihr euch auf Veränderung vor?
Susanne: Bei planbaren Veränderungen grenze ich ein: Was genau verändert sich und was bleibt gleich? An den unveränderten Punkten halte ich fest und gehe von dort aus die Veränderung an. Häufig kommen Veränderungen natürlich überraschend. Ich glaube, da braucht es ein gewisses Vertrauen.Â
Steve: Planbare Veränderungen gehe ich bewusst an. Dabei empfinde ich es als hilfreich und wichtig, das Alte, wo nötig, zu betrauern und es dann auch bewusst loszulassen. Manchmal gestatte ich mir das nicht, besonders wenn eine Veränderung positiv ist. Trotzdem darf ich das Alte, was ich zurücklasse, auch betrauern. Das habe ich in der Vorbereitung auf Veränderung gelernt.Â
Wenn ihr auf euer Leben zurückblickt: Was war die größte Veränderung?
Susanne: Der Moment, als ich erkannte, dass Jesus mehr ist als eine Kindergottesdienst-
Figur und etwas mit meinem Leben zu tun hat. Ich war 14 Jahre alt, versuchte, es allen recht zu machen und hatte keine Freunde. Nach meiner Konfirmation gratulierten mir zwei Mitsänger aus dem Jugendchor und schenkten mir etwas. Diese Form der Nächstenliebe kannte ich so nicht. Damals habe ich verstanden: Gott liebt mich und er vergibt mir. Das ist bis heute die tiefste Veränderung in meinem Leben.Â
Steve: Bei mir war es der Wechsel von England nach Deutschland. Ich war naiv und dachte, dass es in Europa keine großen Unterschiede gäbe und ich die Sprache kenne. Doch ich merkte schnell, dass mich die Leute nicht so verstanden wie ich war. Ich fühlte mich allein, konnte bei den Geschichten und Witzen der anderen nicht mitreden. Ich musste mich an vielen Punkten sehr verändern und gleichzeitig wollte ich mich an manchen Punkten nicht verändern. Durch diese Spannung passierten trotzdem große Veränderungen in mir und mit mir.Â
In den nächsten Monaten kommt einiges auf euch zu. Steve, du ziehst mit deiner Frau von der Großstadt Hamburg ins kleine Dorf Holzhausen. Susanne, du wirst erst mal ein paar Sabbatmonate machen. Was bedeuten die nächsten Monate im Hinblick auf Veränderung für euch persönlich?
Steve: Für uns bedeutet es, zusammenzupacken und Abschied zu nehmen von Familie, Freunden und vertrauter Umgebung. Zum ersten Mal werden wir ohne unsere Kinder wohnen.Â
Wir müssen unser bisheriges Familienleben unter einem Dach mit unseren inzwischen erwachsenen vier Kindern loslassen und den Abschied betrauern. Wir wohnen dann nur zu zweit, es wird ruhiger werden. Wir müssen lernen, kleinere Mengen zu kochen, eine neue Tagesstruktur aufzubauen und unsere Freizeit neu zu gestalten. Und dann die neue Stelle – ich freue mich darauf, aber mir ist bewusst, dass ich nur einen Bruchteil davon sehe. Ich weiß noch nicht genau, was alles auf mich zukommt. Auch das wird viel Veränderung mit sich bringen, innerlich und äußerlich.
Susanne: Das kann ich im Moment noch gar nicht genau sagen. Es gibt Dinge, auf die ich mich freue, zum Beispiel ohne schlechtes Gewissen das Handy auszuschalten. Ich hatte oft das Gefühl, im Notfall erreichbar sein zu müssen.Â
Jetzt heißt es für mich, herauszufinden, was hat Gott mit diesem nächsten Abschnitt vor. Es ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich die Wahl habe und überlegen kann: Was will ich? Es verändert sich gerade so viel, dass ich nicht abschätzen kann, was die größte Veränderung sein wird. Ich bin noch mittendrin.
Steve, was wünschst du Susanne für die Veränderung, die kommt?
Eine Gelassenheit beim Loslassen. Ich wünsche dir, den Frieden zu haben, dass du sagen kannst: Das ist jetzt Steves Problem. Er wird es anpacken, wenn auch anders als ich.Â
Susanne, was wünschst du Steve für sein neues Amt?
Gelassenheit war auch mein erster Gedanke. Als Leiter braucht man viel Gnade mit sich selbst und anderen. Es ist ein Job, bei dem man nie fertig ist. Man kann Techniken lernen und Aufgaben priorisieren, aber es ist wichtig, jeden Tag mit viel Gnade und Gelassenheit zu starten, um das zu tun, was Gott dir gerade vor die Füße legt. Ich wünsche dir offene Ohren für die Mitarbeiter und auch für Gott. Und ich wünsche dir Rückzugszeiten zum Auftanken.
Ich danke euch beiden für eure Zeit und Offenheit.Â