Wie stille Helfer Gottes Geschichte mitgestalten
Ein Beitrag von Kai Günther, Wycliff Deutschland
„Nenne mir Menschen aus der Bibel, die sich für Gott eingesetzt haben.“
Bei dieser Aufforderung fallen meist die Namen: Noah, Abraham, Mose, Josua, David, Petrus oder Paulus. Alles Menschen, die spektakuläre Begegnungen mit Gott hatten und deshalb als bedeutsam wahrgenommen werden. Vielleicht fallen uns bei näherem Nachdenken noch ein paar weitere ein – aber es sind dann doch nur die üblichen Verdächtigen.
Ihre Biografien beeindrucken – und überstrahlen andere. Doch es lohnt sich, auch auf diejenigen zu schauen, die leicht übersehen werden. Menschen, deren Namen in der Bibel nur kurz erwähnt werden. Menschen, die im Hintergrund wirkten. Menschen, die durch eine einzelne mutige Tat oder durch jahrzehntelange Treue einen entscheidenden Beitrag zu Gottes Geschichte leisteten. Ihr Beitrag war vielleicht nicht spektakulär – aber bedeutsam.
Manchmal entsteht der Eindruck, es sei normal, dass Gott so außergewöhnlich redet und beauftragt, wie er es bei Mose und anderen bekannten biblischen Personen tat. Aber so ist das nicht. Viel öfter wirkt Gott durch Menschen, die in ihrem ganz normalen Alltag einen Beitrag leisten. Im Folgenden einige Beispiele von Übersehenen aus dem Alten und Neuen Testament.
Debora
(nicht die Richterin)
Die Amme von Rebekka begleitete ihre Herrin bis ins hohe Alter. Ihr Tod war so bedeutsam, dass er im ersten Buch Mose erwähnt wird. Sie diente treu über Generationen hinweg.
1. Mose 35,8
Netanel
Netanel taucht nur an wenigen Stellen auf, etwa als Fürst des Stammes Issachar oder als einer der Musiker im Tempeldienst. Er ist ein Beispiel für viele, die im Hintergrund wichtige Aufgaben erfüllten.
4. Mose1,8 und 7, 18, 23; 1. Chronik 15,24; 1. Chronik 24,6; 1. Chronik 26,4
Jonatan
(David Onkel)
Der Berater und „verständige Schriftgelehrte“ stand David in schwierigen Zeiten zur Seite. Er blieb im Hintergrund, nutzte aber seine Weisheit und Position, um David zu unterstützen
1. Chronik 27,32
Schifra und Pia
Zwei hebräische Hebammen in Ägypten, die sich weigerten, den Befehl des Pharaos zu befolgen, männliche hebräische Babys zu töten. Aus Gottesfurcht riskierten sie ihr Leben und retteten viele Kinder.
2. Mose 1,15–21
Schallum
Der Sohn des Lohesch, ein Beamter, der sich mit seinen Töchtern am Wiederaufbau der Mauern Jerusalems unter Nehemia beteiligte. Dies war ungewöhnlich, da normalerweise keine Frauen an solchen Bauarbeiten teilnahmen.
Nehemia 3,12
Hulda
Eine Prophetin, an die sich König Josia wandte, um eine neu entdeckte Gesetzesrolle prüfen zu lassen. Die Bestätigung der Rolle führte zu einer der größten religiösen Reformen in Juda.
2. Könige 22,14-20; 2. Chronik 34,22-28
Tertius
Der Schreiber, der den Römerbrief für Paulus aufschrieb. Seine Arbeit im Hintergrund ermöglichte die Übermittlung eines der bedeutendsten Dokumente des christlichen Glaubens.
Römer 16,12
Ebed-Melech
Ein äthiopischer Diener am Hof des Königs Zedekias, der den Propheten Jeremia aus einer schlammigen Zisterne rettete und ihn damit vor dem sicheren Tod bewahrte.
Barsillai
Ein wohlhabender, älterer Mann aus Gilead, der König David und seine Truppen während Absaloms Aufstand Nahrung und Unterkunft
brachte. Trotz seines hohen Alters stellte er sich in gefährlichen Zeiten loyal hinter David.
2. Samuel 17,27–29; 2. Samuel 19,32–40
Mnason
Ein früher Christ aus Zypern, der Paulus und seinen Gefährten Unterkunft in Jerusalem bot, als die Spannungen zwischen Juden und Christen zunahmen.
Joscheba
Die Tochter König Jorams rettete den kleinen Prinzen Joasch vor einem Massaker und versteckte ihn sechs Jahre lang, bis er rechtmäßig
als König eingesetzt werden konnte.
2. Könige 11,2–3; 2. Chronik 22,11
Gott sucht nicht nach spektakulären Fähigkeiten, sondern nach Menschen, die einfach da sind und mitmachen. Die Amme Debora musste nur treu ihren Beruf ausüben, Schifra und Pua nur den Mut haben „Nein“ zu sagen, Tertius nur schreiben können. Oft übersehen wir solche Menschen – in der Bibel und auch im Alltag. Aber so schreibt Gott Geschichte: Durch Menschen wie Sie und mich, die das tun, was vor ihnen liegt – ob groß oder klein, sichtbar oder verborgen.